Geschichte

Kern des Waldschulheims ist die 1961 erbaute ehemalige neue Dorfschule von Indelhausen: Nach der Schulreform um 1970 stand das Gebäude allerdings bereits leer.

Schuleinweihung

 

Indelhausens Bürgermeister Karl Stehle und Ventur Schöttle aus Granheim, Staatssekretär im Landwirtschaftsministerium und Landesvorsitzender der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, nutzten die Gunst der Stunde und holten 1977 das Waldschulheim ins Große Lautertal.

Ansicht des Waldschulheims 1977

 

Das Gebäude atmet also die Geschichte von über 50 Jahren und wurde 1977 durch den Unterkunftsbau, sowie 2004 durch den Büroanbau erweitert. 

In der Anfangszeit des Waldschulheims war der Forstrevierleiter von Münzdorf, Hans-Jörg Eberhardt, Heimleiter und wurde durch den Heimbetreuer Heinz Tittor unterstützt. Dieser bewohnte die nebenstehende ehemalige Lehrerwohnung und war für die pädagogische Betreuung der Schulklassen und Gruppen zuständig. Seine Frau Maria Tittor hatte die Hauswirtschaftsleitung am Waldschulheim inne. Außerdem arbeitete Haumeister Franz Geiselhart bei der Schülerbetreuung mit. 

 

Postkarte mit Waldschulheim

 

Ab 1988 löste Andreas Hipp den ins Revier Zwiefalten wechselnden Heinz Tittor ab und übernahm als Heimleiter auch die Führung des Waldschulheims. Unter seiner Ägide wurden auch 1992/93 die ersten FÖJ-ler in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für politische Bildung in Stuttgart eingestellt. Zuerst waren es ausschließlich junge Frauen, die das Orientierungsjahr in Indelhausen nutzten, ab 2016 erstmals auch junge Männer und Erweiterung auf zwei Plätze. 

Im Jahr 1997 kam Stefan Brändle als Forstwirtschaftsmeister für Franz Geiselhart, der in den Ruhestand ging. 

Zur Jahrtausendwende 2000/2001 wechselte Elmar Birnbickel als neuer Heimleiter ans Waldschulheim und leitet die Geschicke des Waldschulheims bis heute. Er wohnte bis 2009 vor Ort, bevor er mit seiner Familie nach Hayingen zog. Das Nebengebäude diente bis 2022  Ausweichunterkunft für Schulklassen, wird aber jetzt als WG für die FÖJ-ler und die Hauswirtschaftsauszubildende genutzt. Im Erdgeschoss beherbergt es einen Werkraum und zwei Forstwirtumkleiden.   

Im 2004 erstellten Anbau sind aktuell die Büroräume im OG, sowie ein Aufenthaltsraum und der Sozialraum (ehemalige FÖJ-Wohnung) im EG untergebracht. 

 

Die Hauswirtschaftsleitung hatte Maria Tittor bis 2002 inne, bevor Gudrun Förster "den Kochlöffel übernahm". Seit April 2022 unterstehen Küche und Unterkunft Manuela Kinzelmann.

 

Nicht nur die leitenden Personen des Waldschulheims vor Ort haben einander abgelöst, sondern ebenso die Zuständigkeiten für das Waldschulheim. Bei der Gründung des Waldschulheims, war die Landesforstverwaltung maßgeblich. Nach der Organisationsreform 2005 unterstand das Waldschulheim dem Kreisforstamt Reutlingen. Und seit Anfang 2020 gehört die Einrichtung nun zur Anstalt öffentlichen Rechts (AöR) des Landesbetriebs ForstBW.   

 

Das Andenken an die erste Belegung

Asylbewerber im Waldschulheim

2015 war ein besonderes Jahr: Bedingt durch den Bürgerkrieg im Nahen Osten kam eine große „Flüchtlingswelle“ über die Türkei nach Deutschland. Aus der Unterbringungsnot heraus wurde das Waldschulheim zwischen dem 15.12.2015 und dem 13.7.2016 vom Landratsamt Reutlingen für die Beherbergung von 76 Flüchtlingen aus Afghanistan, Syrien, Iran und Irak herangezogen. Den Schulklassen, die ja bereits fest gebucht hatten, musste kurzfristig für das ganze Schuljahr abgesagt werden. 

 In dieser Zeit wurden die Schülerzimmer zum Zuhause für Familien aus Asien, die Hauswirtschaft wurde durch Personal von einer Zeitarbeitsfirma unterstützt, Sozialarbeiter bezogen ihr Büro am Waldschulheim – und das forstliche Personal wurde für die Organisation der Abläufe, Betreuung, Arztbesuche und Beschäftigung eingesetzt.  

Der Geruch von Chili durchzog das Haus, aus dem Lehrsaal klang orientalische Musik, Volleyballplatz und die Turnhalle waren ständig für Sportveranstaltungen belegt, im Aufenthaltsraum „Lautertal“ war für die Zeit des Deutschunterrichts eine Kinderbetreuung organisiert, im Rathaus gab es einen Kleiderbazar, im Raum „Schülzburg“ wurde eine Nähstube eingerichtet, im Duschraum arbeitete ein „Frisör“, … 

In dieser Zeit wurde von allen Mitarbeitern viel kulturelle Kompetenz verlangt, aber konnte die große Aufgabe der Betreuung und Integration gemeinschaftlich gut bewältigt werden. Dabei unterstützten dankenswerterweise auch einige Freiwillige aus dem Ort Indelhausen. 

 

Im Sommer 2016 wurden die Menschen auf dezentrale Wohnungen im Landkreis verteilt und das Waldschulheim wieder in den Normalbetrieb übergeführt. Heute zeugen nur wenige Überbleibsel von dieser besonderen Zeit: Ein Turnschuh auf dem Dach der Pergola, ein mehrsprachiges Fluchtwegschild, wenige „Graffiti“ der Flüchtlingskinder, ein Fotoalbum – und das bunte Waldschulheim-Ölbild im Speisesaal, gemalt von einem syrischen Architekten. 

Gerne kommen die Familien seither einmal im Jahr zu einem Sommergrillen im zentral gelegenen Münsingen zusammen.